Georgische Heerstraße – wir kommen! Am vierten Tag unserer Reise geht es endlich auf die vielbeschriebene und beschworene Straße Richtung Russland.
Die Georgische Heerstraße war für den vierten Tag gesetzt. Zu viele Reiseberichte, Online-Blogs, Reiseführer oder auch Fernseh-Sendungen berichten begeistert von der Georgische Heerstraße nach Russland, als dass wir diese Straße auf unserem Roadtrip weglassen konnten. Doch da wir uns zu diesem Zeitpunkt in Telawi befanden, stellte dich die Frage, welche Route zur Georgischen Heerstraße nehmen wir? Die „langweilige“ Schnellstraße über Tiflis oder die Offroad-Route über Achmea, Tianeti, Tushurebi und Zaridzeebi? Wir wurden von mehreren Personen gewarnt, dass die Straße hinter Achmea richtig ungemütlich werden würde und ein SUV zwingend empfohlen wird. Damit war die Frage eigentlich auch schon geklärt: Abenteuer, Risiko, Offroad? Hört sich gut an – wir sind dabei!
Georgien Roadtrip Tag 4: die Georgische Heerstraße
Von Telawi über Achmeta entlang der Georgische Heerstraße hinauf bis nach Stepanzminda, kurz vor der Grenze zu Russland.
Weg von Telawi über Achmeta zur Georgischen Heerstraße
Bis nach Achmeta ist die Straße wie erwartet auch noch völlig in Ordnung – für georgische Verhältnisse versteht sich. Danach wird es fast von Meter zu Meter schlechter. Etwa 500m vor der Ortschaft Chachkhriala ist man dann eigentlich nur noch auf Geröll unterwegs.
Achmeta
Interessante Dinge sind uns in Achmeta nicht aufgefallen. Wir wollten einen Stop einlegen, falls uns etwas interessantes auffallen sollte. Dem war aber nicht so. Da die Straße nach der Stadt jedoch spürbar schlechter wurde, ist Achmeta für uns der Startpunkt des Offroad-Teilstückes des heutigen Tages und deswegen eine Erwähnung wert. Seit 1966 ist Achmeta eine Stadt und hat ca. 9.000 Einwohner.
Zhebota
Kleine Ortschaft auf unserer Wegstrecke. Auch hier darf eine Kirche oder zumindest eine kleine Kapelle nicht fehlen.
Tushurebi
Weitere kleine Ortschaft auf der Route von Achmeta zur georgischen Heerstraße. Viel berichten kann ich über diesen Ort nicht. Aber auch hier – wie so oft in Georgien – wird die Straße zur wunderschönen Allee.
Zwischen Zaridzeebi nach Chinti
Das Teilstück zwischen Zaridzeebi und Chinti war in der Hinsicht interessant als dass hier eine sehr große Fernstraße gebaut wird. Einzelne Stücke waren schon fertig. Der größte Teil war jedoch Sandpiste. Alle paar Kilometer war man auch inmitten von Bagger, LKW’s, Transporter und Bauarbeiter. In Georgien ist man nicht so zimperlich: einfach mitten durch die Baustelle – egal ob über einem tonnenweise Rohre oder Bauschutt mit Bagger oder Kran hinweg transportiert werden.
Am Ende des Stausees bei Zhinvali endete unser Offroad-Abenteuer und der Abschnitt der Heerstraße began. Rückblickend war der Offroad-Abschnitt bei weitem nicht so gefährlich wie wir es erwartet hatten. Sicherlich – wir mussten teilweise sehr langsam fahren und auch ganz schön aufpassen. Teilweise waren die Straße aus sehr eng und hatten bei Gegenverkehr auch nicht immer Spaß gemacht. Unterwegs hatten wir auch das eine oder andere Fahrzeug mit Achsenbruch auf der Strecke gesehen. Summa summarum: kann man gut fahren. Angst um seine Gesundheit muss man nicht haben – mit Vorsicht und Vorausschau kann der Abschnitt sehr gut bewältigt werden. Das Teilstück Chachkhriala – Tushurebi war bestimmt der „schlimmste“ Part.
Die Georgische Heerstraße
Die Straße von Russland nach Georgien durch den Großen Kaukasus existiert angeblich schon seit Jahrtausenden. Erst nachdem der „Trampelpfad“ von Katharina der Großen im 18. Jahrhundert im Krieg zwischen Russland und dem damaligen Osmanischen Reich (heute Türkei) ausgebaut wurde, trägt er den Namen „Georgische Heerstraße“. Die ca. 220 Kilometer lange Straße ist Teil der Europastraße 117, verbindet Tiflis in Georgien mit Wladikawkas in Russland und trägt in Georgien den Namen „Fernstraße S3“. Interessant wird die Straße durch die atemberaubende Landschaft des Großen Kaukasus durch den sie führt. Umgeben von teilweisen über 5.000m hohen Berggipfel und spektakulären Aussichten ist die Georgische Heerstraße für Georgien-Urlauber ein absolutes Must-See!
Die Georgische Heerstraße
Festung Ananuri am Stausee von Zhinvali
Erste Station auf der Heerstraße bzw. daneben war die Festung Ananuri. 60 km nördlich von Tiflis ist sie auch ein äußerst beliebtes Ziel von Tagesausflügen, entsprechend befindet sich auch immer einige Busse mit Touristen dort. Das Gelände ist aber recht weitläufig. Es fühlt sich überhaupt nicht von Touristen überrannt an. Zudem ist die Festung mit dem See und den Bergen im Hintergrund ein äußerst beliebtes Fotomotiv. Zu Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang sollen hier auch sehr tolle Lichtverhältnisse herrschen. Da wir zur Mittagszeit dort waren konnten wir dies leider nicht überprüfen.
Die Festung (oder auch Wehrkirche, je nach Reiseführer und Informationstafel ändert sich das ein wenig) wurde im 16. und 17. Jahrhundert erbaut. Angeblich gab es jedoch auch Funde, die darauf hin deuteten, dass bereits im 13. Jahrhundert an dieser Stelle schon mal eine Festung stand.
Die Georgische Heerstraße
Ski-Ort Gudauri und das Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft
Im weiteren Verlauf der Wehrstraße wird die Anzahl der Dörfer immer spärlicher. Die Straße führt immer höher hinaus und der Ausblick wird immer schöner. Einer der wohl schönsten Ausblicke gibt es am Denkmal der russisch-georgischen Freundschaft. Wenn man bedenkt, dass der „große“ russische Führer Stalin aus Georgien stammte, ist das Denkmal nicht verwunderlich. Auf der anderen Seiten war 2008 erst der Kaukasuskrieg zwischen Russland und Georgien. Russland hält seitdem große Flächen von Georgien besetzt, welche auch für den Tourismus gesperrt sind. In mehreren Häuser in Tiflis können immer noch Einschusslöcher aus dem Krieg gesehen werden. Auch wenn es nicht wenige russische Touristen gibt – gerade auf der Georgischen Heerstraße – und diese nichts befürchten müssen: die Abneigung der Georgier gegen die Russen kann man fast nicht übersehen. Da wirkt das Denkmal doch etwas surreal. Ein interessanter Artikel hierzu in der ZEIT: Wo die Grenzen wandern. Seit dem Krieg ist die Georgische Heerstraße die einzige Verbindung zwischen Georgien und Russland durch den Kaukasus.
Gudauri ist der Ski-Ort schlechthin in Georgien. Für meinen Geschmack leider nichts: hier wurden typische österreichische Ski-Orte abgekupfert und so fährt man an Haus „Maria“, Hotel „Post“ und dergleichen bekannten Namen aus Österreich vorbei. Da wir zudem auch nicht im Winter dort waren, sind wir lediglich schnell durchgefahren. Der Weg ist das Ziel und der Weg ist die Georgische Heerstraße.
Die Georgische Heerstraße
Stepanzminda (früher Kazbegi)
Kurz vor der Grenze zu Russland am „Ende“ der Georgischen Heerstraße liegt die Ortschaft Stepanzminda, das Ziel unserer heutigen Tour und auch mehrerer Touristen. Bei der Einfahrt in die Ortschaft hatten wir das Gefühl erst einmal nur Touristen zu sehen: mehrere Busse und SUV’s mit Touristen, die Café’s gut gefüllt mit Menschen auf der Suche nach WLAN – so wie wir eben 🙂
Klar – Stepanzminda ist eben das Ziel vieler Touristen – ausländische wie auch einheimische: die Wanderrouten um den 5.033 m hohen Kasbek (nun ja, auch hier variieren die Angaben zwischen 5.033 und 5.047 m) sowie die Gergetier Dreifaltigkeitskirche und den unglaublichen Panoramablick. Wie schon zuvor für die Georgische Heerstraße geschrieben, gilt auch hier: absolutes Must-See!
Wir haben im Hostel HQ of Nove Sujashvili übernachtet. Super freundliche Gastgeber. Daneben haben Sascha und ich super Menschen aus Indien, Japan, Türkei, Brasilien und China kennen gelernt. Das Hostel hat einen schönen Gemeinschaftsraum, in welchem es Tee und Kaffee gibt. Wer es etwas exklusiver mag, sollte im Rooms Hotel Kazbegi vorbei schauen.
Empfohlene Unterkunft:
Hostel HQ of Nove Sujashvili
Westlich des Flusses Térek, 4700 Stepantsminda
Telefon: +995 595 17 70 79
Rooms Hotel Kazbegi
1 V.Gorgasali Street, 4700 Stepantsminda
E-Mail: kazbegi@roomshotels.com
Internet: www.roomshotels.com
Facebook: www.facebook.com/RoomsHotelKazbegi
Die Georgische Heerstraße
Der Kasbek
Der Kaspek ist mit 5.033 m der dritthöchste Berg Georgiens und damit höher als jeder Alpengipfel. Der Berg wird bereits in der griechischen Mythologie erwähnt. Dort ist er u.a. als Prometheus-Berg bekannt: nach den antiken Dichtungen hatte Zeus Prometheus an den Kasbek fesseln lassen, weil er den Göttern das Feuer gestohlen und das Licht an die Menschen weitergegeben hat. Ein Adler sollte Prometheus täglich die immer wieder nachwachsende Leber aus dem Körper reisen.
Der „heilige“ Berg ist nach den Georgiern nicht nur der schönste Platz des Landes, sondern der ganzen Welt: der Platz, den Gott eigentlich für sich selbst ausgesucht hatte (Quelle: Georgien – Von 0 auf 5.000).
Für Wanderer und Bergurlauber ist das Gebiet um den Kaspek ein absolutes Traumziel, jedoch ist Georgien als Ziel für Urlauber noch relativ unbekannt. Zum Glück! In der Region trifft man nicht den typischen Tourismus. Es ist eher noch eine interessante Mischung aus Rundreiseprofis und Abenteurern.
Die Georgische Heerstraße
Gergetier Dreifaltigkeitskirche
Die Kuppelkirche Gergetis Sameba – Dreifaltigkeitskirche – oder im Englischen auch Gergeti Trinity Church genannt. Die Kirch entstand wohl im 14. Jahrhundert (der Bau der Gebäude ist nicht datiert), nachdem das Christentum nach und nach heidnische Bräuche ersetzte.
Von Stepanzminda führt eine Serpentinenstraße 6 km zur Kirche bzw. Kloster, welche von Marshrutka täglich befahren wird. Wir sind 3 km gefahren, haben unser Fahrzeug abgestellt und sind die letzten 3 km gerade aus den Berg hoch gewandert. Recht steil und anstrengend – oben angekommen entschädigt der unglaubliche Panoramablick jede einzelne Kraftanstrengung.