Ausgangspunkt meiner Georgien-Reise war – wie wohl bei den meisten Georgien-Touristen – die Hauptstadt Tiflis: das bisher unentdeckte Schmuckstück im Kaukasus.
Tiflis beherbergt mit ca. einer Million Einwohner ein Viertel der ganzen georgischen Bevölkerung. Die Metropole befindet sich wie das ganze Land mitten im Umbruch zwischen dem mächtigen Russland im Norden und der Demokratie der europäische Union im Westen. Dazu kommt noch die arabische Welt im Süden und das Tor zu Asien im Süd-Osten. Nirgendwo sonst im Land kommt dies so zum Vorschein wie in der Hauptstadt. Zwischen den wunderschönen Altbauten stechen immer mehr moderne Wohnblöcke hervor. Auch die Kunst, Musik, Film und Literatur schwank zwischen der eigenen Vergangenheit, geprägt durch das Mittelalter mit ihren Burgen und Klöster, der russischen Zeit im 19 Jahrhundert, der Sowjet-Ära im 20. Jahrhundert sowie dem aktuellen Drang der Bevölkerung gen Westen.
Da der Fokus der Reise auf einem Roadtrip quer durch das ganze Land lag, war entsprechend auch wenig Zeit für Tiflis eingeplant. Leider war in der kurze Zeit das Wetter auch nicht ganz so dolle. Nichtsdestotrotz ist Tiflis eine wunderschöne Stadt von der ich gerne mehr gesehen hätte. Mit einem Direktflug würde ich sie sogar für ein ausgedehntes Wochenende empfehlen.
Was hat es mit Tiflis und Tbisili auf sich?
Eine Stadt – mehrere Schreibweisen. Woher kommt das? Tbilisi bedeutet: Stadt der warmen Quellen, abgeleitet von tbili für warm. Ursprünglich hieß die Stadt Tpilisi. Die Russen machten hieraus im 19. Jahrhundert Tiflis. In Deutschland wurde dieser Name übernommen. In der UdSSR wurden mit der großen Städteumbenennung in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts der Name Tbilisi gewählt. Während nun international und auch in Georgien selbst Tbilisi der korrekte Name ist, hat Deutschland weiter an Tiflis festgehalten.
Alle Wege führen nach Rom?
In Tiflis nicht wirklich – hier lautet das Motto wohl eher: alle Wege führen zu einer Kirche. Kaum hat man eine Kirch auf seinem Weg hinter sich gelassen, schon tauchen die nächsten beiden vor einem auf. Die wohl größten/bekanntesten Kirchen hierbei dürften folgende sein (beliebige Reihenfolge):
Sioni Kathedrale
Die – für eine Kathedrale – eher kleine Kirche wurde im 6. Jahrhundert errichtet. Die heutige Gestalt mit dem Kreuzkuppeldach erhielt sie nach einem Wiederaufbau im 18. Jahrhundert. In der Kirche wir ein Kreuz aufbewahrt, welches die heilige Nino angeblich zu ihrer Lebzeit stets bei sich trug.
Angeblich wurde in der Sioni Kathedrale zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Annexion Georgiens verkündet: die georgischen Adeligen wurden unter Waffengewalt zum Eid auf die russische Zarenkrone gezwungen.
Metechi Kirche zur Heiligen Jungfrau
Die Metechi-Kirche wurde im 13. Jahrhundert auf Anweisung von König Demeter II. Tawdebuli auf einem Felsen direkt über dem Fluss Kura wieder aufgebaut: ursprünglich war das Kirchengebäude Teil des Metechi-Schlosses, welches durch die Mongolen zerstört wurde. Das Schloss selbst wurde im 18. Jahrhundert wieder aufgebaut und lange Zeit als Pulverkammer und Gefängnis genutzt, jedoch im 20. Jahrhundert unter Stalin abgerissen. Heute befindet sich die Kirche direkt neben der Metechi-Brücke.
In der Kirche befindet sich das Grab der Königin Schuschaniks. Sie wurde von König Wangen – ihrem Mann – zu Tode gefoltert, da sie am christlichen Glauben festhielt.
Kaschueti Kirche (Kwaschweti Kirche)
Die Kaschueti Kirche wurde von 1904 bis 1910 nach den Plänen des deutschen Architekten Leopold Bielfeld erbaut. Die Pläne hatten die mittelalterlichen georgischen Kathedrale Samtavisi zum Vorbild. Die Fresken stammen vom georgischen Maler Lado Gudiashvili aus dem Jahr 1947. Ihm zu Ehren wurde die Straße vor dem Kunstmuseum in Gudiaschvilli-Straße umbenannt.
Anchis’chati Kirche (Antschißchati-Basilika)
Die Antschißchati-Basilika ist die älteste Kirche in Tiflis. Sie wurde als dreischiffiger Längsbau bereits im 6. Jahrhundert erbaut. Zur 1500-Jahr Feier von Tiflis wird die Kirche 1958 aufwendig restauriert.
Armenische Kirche
Die armenisch-gregorianischen Kirche steht mitten in der Altstadt von Tiflis. In ihr befindet sich das Grab von Sayat Nova. Die Kirche spiegelt die wichtige Rolle der Armenier in diesem Stadtteil wieder.
Sameba Kathedrale
Die Sameba (Dreifaltigkeits) Kathedrale ist die größte Kirche in ganz Georgien. Sie steht am linken Kura-Ufer auf dem Elias-Hügel in der nähe der Altstadt. Sie wurde erst vor wenigen Jahren (1996 – 2004) erbaut. In Sichtkontakt liegt wenige Meter neben der Kirche der Präsidentenpalast.
Friedensbrücke
Die Friedensbrücke in faszinierendem Design entstammt einem Projekt des italienischen Architekten Michele de Lucchi und des französischen Lichtdesigners Philippe Martinaud. Es handelt sich hierbei um eine Fußgängerbrücke, welche die Kura (georgisch: მტკვარი/Mtkvari) überspannt. Die Brücke gilt als eines der Wahrzeichen Georgiens und verbindet die Altstadt mit dem Park unterhalb der Metechi Kirche. Mit ihren Lichtspielen kommt sie besondern in der Nacht zur Geltung.
Kartlis Deda
Die ca. 20m hohe Monumentalstatue Kartlis Deda wacht auf dem Sololaki-Gebirgskamm im Westen über die Stadt. In der linken Hand hält sie eine Schale Wein für Freunde bereit, in der rechten Hand ein Schwert gegen Feinde. Kartlis Deda bedeutet Mutter Kartli. Sie symbolisiert die Stadt Tiflis und wird deswegen auch Mutter Georgiens genannt.
Wir waren Mitten in der Nacht auf dem Gebirgskamm bei de Statue. Den fünf Georgier, welche wir zu der Zeit noch an der Statue angegriffen hatten, war es allen ein Bedürfnis und zu erläutern, dass ihnen die „Mutter Georgiens“ sehr am Herzen liegt.
Narikala Festung
Die Festung wurde im 3. Jahrhunderts von persischen Sassaniden auf dem Gipfel des Sololaki-Gebirgskamms erbaut und war die wichtigste Burg Georgiens. Der Name leitet sich aus dem persischen Nari Kala (= kleine Festung) ab. Im 19. Jahrhundert ist durch ein Blitzeinschlag in das Pulvermagazin und der darauf folgenden Explosion ein Teil der Burg eingestürzt. Zu diesem Zeitpunkt besaß die Burg keinen strategischen Wert mehr und wurde nicht wieder aufgebaut.
Die Festung kann ganztägig kostenlos besichtigt werden – jedoch nicht mitten in der Nacht 😉
Innerhalb der Festungsmauern befindet sich die Kirche des heiligen Nikolaus. Von der Narikala Festung hat man einen wunderschönen Blick über ganz Tiflis, welchen man sich nicht entgehen lassen sollte!
Freiheitsplatz
Public Service Hall